"GE-RISSEN"

Angela Glajcar und Tilmann Zahn

 

Eröffnung: Sonntag, 09. August 2009, 11.00 Uhr
Ausstellung: 10. August 2009 - 16. Oktober 2009
Dienstag - Sonntag 10 bis 16 Uhr

 

Österreichisches Papiermachermuseum
Laakirchen-Steyrermühl
Museumsplatz 1, 4662 Steyrermühl
www.papiermuseum.at

Wie bereits in den letzten Jahren wird das Papiermachermuseum Steyrermühl auch in diesem Sommer wieder eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt Papierkunst zeigen. Ausgangspunkt der Ausstellung mit dem Titel GE-RISSEN, kuratiert durch Ulrike Jakob, Galerie Ulrike Hrobsky, ist die Technik des "Reißens", welche den gemeinsamen Nenner in der Arbeit von Angela Glajcar (D) und Tilmann Zahn (CH) bildet.

Das Reißen ist ein Vorgang, der besonders mit dem Material Papier in Zusammenhang gebracht wird. Ohne besonderen Kraftaufwand lässt sich es aufgrund seiner besonderen Faserstruktur durch Reißen zerteilen. Dabei entstehen unterschiedlich große Fragmente mit unregelmäßigen Formen und charakteristischen Risskanten. Das Zerreißen unterstreicht die Fragilität des Werkstoffes und hebt seine Schwäche und Vergänglichkeit hervor. Dass das Reißen, welches als selbständige künstlerische Technik vergleichsweise selten eingesetzt wird, auch großes ästhetisches Potential und vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten bergen, veranschaulichen eindrucksvoll die Arbeiten von Angela Glajcar und Tilmann Zahn.

Seit 2003 arbeitet Angela Glajcar mit Papier. Für ihre meist frei im Raum schwebenden Skulpturen verwendet die gelernte Bildhauerin industriell gefertigte Papiere in großen Formaten. Diese bearbeitet sie durch Einreißen und Ausreißen von Kanten oder Stücken. Aus zahlreichen hintereinander aufgehängten Bögen entstehen schließlich ihre "Terforationen" deren kompakte kubische Grundform durch die Ausrisse höhlenartig aufgebrochen wird. Gekonnt spielt die Künstlerin mit den Gegensätzen von geometrischer Klarheit und unregelmäßiger expressiver Rissform, Schwere und Leichtigkeit.

In ihrer jüngsten Arbeit "Arsis" schuf die Künstlerin eine Installation aus meterlangen Papierbahnen, die von der Decke abgehängt den gesamten Raum erobern. Nie vollkommen statisch sondern immer leicht in Bewegung, entfalten Glajcars Installationen ihren besonderen Reiz im wechselnden Spiel von Licht und Schatten, die sich in den Rissen im Papier brechen.

Für GE-RISSEN wird die Künstlerin eine neue begehbare Arbeit aus weißem Papier schaffen, die speziell auf die räumlichen Gegebenheiten des Ausstellungsraums im Papiermachermuseum Steyrermühl Bezug nehmen wird.

Während Angela Glajcar als Ausgangsmaterial ihrer Skulpturen industriell gefertigtes Papier einsetzt, bei dem ein Bogen in Form und Oberfläche dem anderen gleicht und erst durch den Eingriff der Künstlerin – das Reißen - seine individuelle Form erhält, so weisen Tilmann Zahns "Ölpapiere" charakteristische Bearbeitungsspuren auf, die jeden Bogen Papier zum Unikat machen.

Das Reißen ist für Zahn Teil eines komplexen Arbeitsprozesses, dem er das Material unterzieht: Körniges, ungrundiertes Papier badet er in verdünnter Ölfarbe und bearbeitet es anschließend mit Graphit.

Tilmann Zahn beschäftigt sich mit dem Phänomen der Vergänglichkeit, ihn faszinieren Prozesse von Entstehen und Verfallen, die selbst ein scheinbar dauerhaftes Material wie Eisen im Lauf der Zeit in seine Bestandteile zersetzen.

Die Formen, die Zahn durch Reißen aus dem Papier herausarbeitet, spiegeln diese Faszination wieder. Sie sind abstrakt, rufen jedoch oft Assoziationen mit Gegenständen hervor, die der Künstler auf seinen Streifzügen durch Industrieviertel und Randgebiete menschlicher Zivilisation gefunden haben könnte. Sie erinnern an Werkzeuge oder Maschinenteile - Fundstücke, deren ausgefranste Kanten und Patina ihre ursprüngliche Funktion nur mehr vage erahnen lassen.

Seit 2007 arbeitet Zahn an einer neuen Gruppe großformatiger figurativer Arbeiten, die komplexe architektonische Strukturen darstellen. Basierend auf fotografischen Vorlagen von Orten und Gebäuden übersetzt der Künstler die Konstruktionen in zweidimensionale - unglaublich filigrane - Papiergerüste. Ihrem ursprünglichen Kontext entnommen, freigestellt und im Spannungsbogen zwischen Fläche und Tiefe angesiedelt, wirken auch diese Strukturen wie Fragmente einer bewegten Zeit, deren Geschichte sie erzählen möchten.

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